Colón – Einlasstor zum Panamakanal

Staaten geben sich gern Wahlsprüche. Panamas Spruch bezieht sich auf den Panamakanal und lautet „Pro Mundi Beneficio“ (Für das Wohl der Welt). Gäbe es den Kanal nicht, wären Seeschiffe gezwungen, gewaltige Umwege um Kap Hoorn oder durch die Magellanstraße zu fahren. Etwa 14.000 Schiffe nutzen jährlich den Kanal. Er ist tatsächlich ein Segen für die Schifffahrt.

Panama wird häufig allein auf den Panamakanal reduziert. Er verbindet das Karibische Meer und den Atlantik im Osten mit dem Stillen Ozean im Westen. Am östlichen Kanaleingang liegt Panamas zweitgrößte Stadt Colón. Sie wurde nach Christoph Kolumbus benannt. Die mehr als 200.000 Einwohner zählende Stadt ist ein bedeutender Hafen und zugleich eine Freihafen- und Freihandelszone. Colón lebte über Jahrhunderte vor allem vom Hafen. Da in der Vergangenheit der Wechsel auf den weniger arbeitsintensiven Containerverkehr nicht schnell genug vollzogen wurde, kämpft die Stadt heute mit erheblichen sozialen Problemen. Die Arbeitslosenquote wird von verschiedenen Quellen mit bis zu 40 Prozent angegeben. Die Armutsquote und die Kriminalitätsrate sind dementsprechend hoch. Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft wurden zwar ergriffen; Wirkung werden sie erst in der Zukunft zeigen. Eine der gestarteten Aktivitäten ist die Ausweitung des Kreuzfahrtgeschäfts. Was aber tun, wenn das Kreuzfahrtschiff in Colón anlegt und wenn Reiseführer zugleich wegen der sozialen Verwerfungen vor der Stadt warnen?

 

Ein Tag in Colón

Da schadet es nicht, einen Blick auf die Angebote der Kreuzfahrt-Reedereien zu werfen.

Unter dem Titel Emberá Indian Culture werden Touren zu den Emberá-Indianern im Chagres Nationalpark angeboten. Eine dreißigminütige Fahrt mit einem Einbaum auf dem Fluss Chagres stellt das Highlight der Tour dar. Eine zweite Emberá-Siedlung liegt auf der Amburumbia-Puru-Insel im riesigen Gatunsee. Ein Besuch dieser Indianer wird mit der Visite einer Schleuse des Panamakanals kombiniert.

Vorwiegend entlang des Kanals verläuft die Trasse der Panama Canal Railroad. Der Zug startet in Colón und endet im Ort Balboa am Stillen Ozean. Dort steht der Besuch des ehemaligen US-Militärstützpunkts der Kanal Zone auf dem Programm. Ein weiteres Ziel ist Fort Amador, das beste Blicke auf Panama City bietet. Die Rückreise zum Schiff erfolgt mit dem Omnibus. Für die Zugfahrt wird die Nutzung des Aussichtswagens empfohlen. Im Jahr 2012 wurden für diese Tour 162 US-Dollar verlangt.

Wem es nicht vergönnt ist, den Panamakanal mit dem Kreuzfahrtschiff zu durchfahren, dem werden auf einem Teilstück des Kanals Fahrten mit Ausflugsschiffen angeboten. Die Fahrten starten nahe der pazifischen Seite mit einer Fahrt durch die Miraflores Schleusen, der ersten Staustufe auf der südwestlichen Seite.

Touren ab Colón ins koloniale Panama City mit Besuch der Miraflores Schleusen stehen ebenfalls auf dem Programm der Reedereien. In Panama City wird das historische French Quarter besucht.

 

Tagestour Gatun-Schleusen und Rundgang durch das Historische Zentrum Panama City

Unser Kreuzfahrtschiff, die Celebrity Equinox, lief den Hafen von Colón 2000 an. Wir buchten vor Antritt der Reise per Internet eine geführte Tour nach Panama City. Genügend Hinweise zu regionalen Veranstaltern finden sich im Internet. Um es vorwegzunehmen, der bei My Friend Mario –Almiza Tours gebuchte Ausflug war ein voller Erfolg.

Nach dem Verlassen der schwer bewachten Hafenzone fuhr unser Kleinbus zu den Gatun-Schleusen. Ein Besuch der normalerweise besuchten Miraflores-Schleusen war an diesem Tag aus technischen Gründen nicht möglich. Der Schleusung von Schiffen durch das drei Stufen umfassende System der Gatun-Schleusen beizuwohnen ist etwas Besonderes. Im Informationszentrum erhält der Besucher eine Menge Hinweise auf die Abläufe. Außerdem gibt es ausgemusterte Technik, darunter riesige Zahnräder oder alte Treidelloks zu bestaunen.

Im westlichen Part des Kanals, nahe der Pedro Miguel Schleuse kreuzt die im Jahr 2004 fertiggestellte und 1.052 Meter lange Centennial Bridge den Kanal. Die Brücke wurde von einem deutschen Unternehmen errichtet. Die Fahrt über die Brücke gehört zum Tagesprogramm, schließlich befährt man die Panamericana, die Verbindung zwischen Nord- und Südamerika.

Das Hauptziel der Tagestour ist das Casco Antiguo, die Altstadt von Panama City. Das Viertel ist UNESCO Weltkulturerbe. Eine Mischung unterschiedlicher Baustile zeichnet den Stadtteil aus. Die Gebäude des Stadtbereichs wirken arg verfallen. Sanierungen dürften noch über viele Jahre laufen. Ein Rundgang durch den Stadtteil startet an der Plaza de Francia. Sie ist den französischen Ingenieuren und Arbeitern gewidmet, die mit dem ersten gescheiterten Versuch befasst waren, den Kanal zu bauen. Hinter der Plaza liegt die zum Schutz der Stadt errichtete Festungsanlage Las Bovedas, ein 300 Jahre alter Gebäudekomplex, der heute ein Szenetreffpunkt ist.

Oberhalb der Festung schließt sich die Wallanlage Paseo Las Bovedas an. Von der wunderschön gestalteten Promenade blickt der Besucher über die Bucht von Panama City auf die von Hochhäusern dominierte Skyline des modernen Teils der Stadt, die Punta Paitilla. Dort befindet sich das Finanzzentrum. Die Kulisse ist gewaltig anzusehen. Weitere Besuchspunkte sind das Nationaltheater und die Kathedrale Metropolitana aus dem 18. Jahrhundert.

 

Panamakanal-Passage

Zu den beeindruckendsten Erlebnissen auf Kreuzfahrten zählen Kanaldurchfahrten. Die Fahrt durch den Panamakanal ist einmalig. Nachfolgend wird eine Kanaldurchfahrt in östlicher Richtung vom Pazifik zum Karibischen Meer beschrieben. Die Durchfahrt dauert circa einen halben Tag.

Nach dem Eintritt in die Kanalzone bei Balboa, der Ort liegt auf Höhe von Panama City, fährt das Schiff in die Miraflores Locks, das erste Schleusensystem, ein. Die Schleusung dauert nahezu zwei Stunden. Das Schiff wird um circa 16,50 Meter angehoben. Danach ist der zwei Kilometer lange Miraflores Lake zu durchqueren, bevor anschließend die Pedro Miguel Locks bewältigt werden. In dieser Schleuse wird das Schiff ein zweites Mal auf die Scheitelhöhe des Gatunsees angehoben. Der Hub beträgt 9,50 Meter. Vom Schiff ist zwischendurch die 2004 fertiggestellte Centennial Bridge gut zu sehen.

Eine Stunde nach dem Verlassen der Schleuse trifft von der rechten Seite der wasserreiche Rio Chagres auf den Kanal. Das Schiff folgt dem Kanal von da an etwa acht Kilometer. Danach wird der künstlich geschaffene, landschaftlich reizvolle Gatunsee auf einer Länge von 24 Kilometern durchfahren. - Der See entstand durch das Aufstauen des Rio Chagres. Die Wasserfläche des Sees misst 420 Quadratkilometer. Die Hügel der ehemaligen Senke ragen als Inseln aus dem Wasser. Der Speicherinhalt des Sees wurde mit 5,2 Kubikkilometern berechnet. Der See versorgt die Staustufen des Kanals mit Wasser. Die letzte Schleuse vor dem Karibischen Meer ist die Gatun-Schleuse, die das Schiff wieder auf das Niveau des Karibischen Meers absenkt. Danach ist nur noch der Schleusenkanal zu bewältigen. Alles in allem hat die Kanaldurchfahrt circa 13 Stunden gedauert.

Seit 2007 wird der Kanal für die Durchfahrt größerer Schiffe vorbereitet. Im Herbst 2014 sollen die Umbaumaßnahmen zum 100-jährigen Jubiläum des Kanals abgeschlossen sein. Die Zahl der Staustufen wird auf zwei reduziert. Von den Baumaßnahmen abgesehen bleibt es ein einmaliges Erlebnis, die von der Kanalgesellschaft als 8. Weltwunder bezeichnete Wasserstraße zu befahren und die abwechslungsreiche Landschaft an beiden Seiten und den gewaltigen Gatunsee zu genießen.

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Colón – Gut zu wissen

Schiffe bedeutender Kreuzfahrtmarken, u. a. Celebrity Cruises, Norwegian Cruise Line, Pullmantur, Royal Caribbean, Silversea und Windstar Cruises laufen in der von Anfang Oktober bis Ende Mai andauernden Saison regelmäßig Colon an. Schiffe, die den Kanal durchqueren, docken regelmäßig am Pier 6 im Christobal-Hafen. Schiffe die nur einen Tagesstopp in der Stadt einlegen, liegen am neuen Pier Colón 2000.

Colón genießt hinsichtlich der Sicherheit der Touristen nicht den besten Ruf. Colón gehört auch nicht zu jenen Städten, die man unbedingt gesehen haben muss.

 

Colón und Panama – Land & Leute, Fakten

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war Panama ein Teil Spaniens. Nach der Abtrennung vom Mutterland im Jahr 1821 wurde das Land Teil Groß-Kolumbiens. Von diesem spaltete es sich mit amerikanischer Hilfe im Jahr 1903 ab. Den Vereinigten Staaten wurde in der Folge das Recht eingeräumt, gegen Zahlung von Nutzungsgebühren den strategisch wichtigen Panamakanal zu bauen und eine Schutzzone entlang des Kanals zu unterhalten. Im Jahr 1914 wurde das Bauvorhaben erfolgreich abgeschlossen. 1964 kühlte das Verhältnis beider Staaten wegen eines Flaggenstreits ab. Am 31. Dezember 1999 übernahm Panama auf vertraglicher Basis das gesamte zuvor von den USA genutzte Areal der Kanalzone.

Die Einnahmen Panamas speisen sich hauptsächlich aus dem Betrieb des Panamakanals und aus der Registrierung von Schiffen. Weniger bedeutende Beiträge zum Staatshaushalt steuern die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und die Fischerei bei. Panama eilt der Ruf voraus, eine diskrete Finanzoase zu sein. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich Panama City zu einem der größten Bankenplätze in der lateinamerikanischen Region entwickelt. Die Hochhauskulisse der Punta Paitilla steht für diese Entwicklung.

Auf 76.517 km², das entspricht in etwa der Größe Bayerns, leben in der República dePanamá circa 3,8 Millionen Menschen. Panama City zählt 800.000 Einwohner.

Panama liegt in der Tropenzone und im Einflussbereich der Passatwinde. Die durchschnittlichen Tagestemperaturen bewegen sich das Jahr über zwischen 29 und 32º Celsius. An der Pazifikküste ist es kühler als am Karibischen Meer. An der karibischen Seite fällt häufiger Regen. Im Jahresmittel können es bis zu 3.000 Millimeter Niederschlag sein. Die Regenzeit dauert von April bis Dezember. Der meiste Regen fällt zwischen September und Oktober.

Panamas Amtssprache ist das Spanische. Viele Menschen verstehen und sprechen Englisch.

Die Landeswährung ist der Balboa (PAB). Die Währung ist 1:1 an den US-Dollar gekoppelt. Dieser ist ebenfalls offizielles Zahlungsmittel.

 

Colón – Unser Fazit

Der Panamakanal, seine gigantischen Schleusenanlagen, die gewaltige Größe und Schönheit des Gatunsees und das historische Zentrum von Panama City bieten bleibende Eindrücke. Colón ist trotz Sicherheitsbedenken einen Schiffshalt wert.

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Autor: Karl W. P. Beyer


 

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