St. Kitts – Follow your heart

Wen eine Kreuzfahrt nach Basseterre auf St. Kitts führt, darf sich rühmen, die kleinste Nation auf dem amerikanischen Kontinent besucht zu haben. Die Inselgruppe St. Kitts und Nevis ist umgeben von den größeren Inseln Anguilla im Norden, Antigua und Barbuda im Osten und Montserrat im Süden. Der Ministaat wird den „Inseln unter dem Winde“ zugeordnet.

Drei durch tiefe Schluchten getrennte, nicht aktive Vulkanberge, üppige tropische Wälder und die Überreste scheinbar endloser Zuckerrohrfelder bestimmen das Landschaftsbild von St. Kitts. Der höchste Berg ist der Mount Liamuiga, vormals als „Mount Misery“ bezeichnet. Er misst 1.156 Meter. Die höchste Erhebung auf Nevis ist der 985 Meter hohe Nevis Peak.

St. Kitts erhielt seinen Namen von Christopher Columbus, der es bei seiner zweiten Reise sichtete. Er nannte das Land Sankt Christophorus, nach einem der 14 Nothelfer und dem Patron der Seeleute und Reisenden.

Vor der europäischen Landnahme wurden die karibischen Inseln ursprünglich von indigenen Indianervölkern besiedelt. St. Christophorus war die erste Insel, die von Kolonisatoren erschlossen wurde. Im Jahr 1623 erreichte der Engländer Sir Thomas Warner mit einer kleinen Gruppe von Pionieren die Insel und gründete mit Old Road Town die erste Ansiedlung. Die Siedler begannen mit dem Anbau von Tabak. Von St. Christophorus ausgehend vereinnahmten die Briten die umliegenden Inseln Antigua und Montserrat. Die kleine Insel galt lange Zeit als „Mutterkolonie“ im karibischen Raum. Im Laufe des 17. Jahrhunderts setzte sich die Abkürzung St. Kitts für St. Christophorus durch.

Aber nicht allein die Untertanen der englischen Krone fanden St. Kitts lebenswert. Auch französische Siedler ließen sich auf der Insel nieder. Sie bevorzugten den Inselnorden und die südliche Region. Ausgehend von St. Kitts erschlossen Franzosen Martinique und Guadeloupe. Allerdings waren die jeweiligen Interessen der Völker zu unterschiedlich. Periodische Kriegshandlungen waren im Verlauf des 17. Jahrhunderts an der Tagesordnung.

Mit dem Frieden von Utrecht im Jahr 1713 wurde St. Kitts an England übergeben. Das hinderte die Franzosen allerdings nicht, ihre kriegerischen Handlungen gegen die Engländer fortzusetzen. Im Jahr 1782 überrannte eine französische Übermacht von 8.000 Mann die nicht einmal 1.000 im Brimstone Hill Fortress stationierten britischen Soldaten. Die Insel gelangte danach für kurze Zeit unter französische Herrschaft. Im Folgejahr wurde St. Kitts jedoch im Frieden von Versailles an England zurück gegeben. Im Jahr 1983 erlangte die Federation of St. Kitts and Nevis die Unabhängigkeit vom Mutterland.

Von allen englischen Kolonien in der Karibik war St. Kitts die älteste und wohlhabendste. Sie bot guten Boden und ein ideales Klima für den Anbau von Tabak und Zuckerrohr. Gegen 1775 wurden 68 Zuckerrohrplantagen auf der Insel betrieben. Die Zuckerprodukte wurden nach Amerika, England, Frankreich und Holland verkauft. Die Pflanzer von St. Kitts galten in jener Zeit als innovativ und führend im Anbau von Zuckerrohr. Mit der Abschaffung der Sklaverei war das Ende der Zuckerproduktion absehbar. Die Preise des konkurrierenden europäischen Rübenzuckers fielen unter die des (höherwertigen) karibischen Zuckers. Die Zuckerproduktion auf der Insel endete endgültig im Jahr 2005 mit der Aufgabe der letzten verbliebenen Felder und Fabriken.

St. Kitts – Landausflüge & Aktivitäten

St. Kitts ist eine jener Karibikinseln, die sich mit Kreuzfahrtschiffen anreisenden Besuchern ideal für einen individuellen Aufenthaltstag anbieten. Mit dem Insel-Slogan „Follow your Heart“ werden Emotionen vor allen bei jenen Touristen geweckt, die Abstand vom Massentourismus schätzen. Was also tun an einem Tag auf dieser überschaubaren Insel? Eine Insel-Rundfahrt und ein Stadtgang durch die nicht sonderlich interessante Inselhauptstadt Basseterre lassen sich bestens miteinander verknüpfen. Vergnügen bereitet vor allem eine Fahrt durch den Norden der Insel. Mehr als ein Viertel von St. Kitts nimmt der National Park ein, in dem der Regenwald eher expandiert als schrumpft.

Eine Tour mit Taxen und Minibussen zu den wenigen Attraktionen der Insel dauert zwischen 3 und 4 Stunden. Die Fahrer folgen der entlang der Küste verlaufenden Hauptstraße, die der Einfachheit halber Island’s Main Road genannt wird. Die wesentlichen Ziele sind …

Bloody Point

Nicht rühmenswert ist, dass im Jahr 1626, nur drei Jahre nach der Erstbesiedlung, an diesem Ort englische und französische Truppen, die einander ansonsten nicht wohlgesonnen waren, an einem Tag mehr als 2.000 der Kalinago-Ureinwohner massakrierten.

Old Road Town

Die heutige Kleinstadt war die erste britische Ansiedlung im karibischen Raum. Bis 1727 war der Ort sogar die Hauptstadt des englischen Inselteils. Sir Thomas Warner, der erste Landnehmer der Insel, wurde in der Saint Thomas Anglican Church begraben.

Plantage Wingfield Estate

Oberhalb von Old Road Town am Rande des Zentralgebirges liegt Wingfield Estate. Auf der Plantage wurden im Verlauf von mehr als 250 Jahren Tabak und Zuckerrohr angebaut. Praktischerweise wurde dort auch Rum destilliert. Wer gern an einer Zipline hängend über Baumwipfel und eine üppige Vegetation segelt, kann das dort tun.

Romney Manor

Das historische Herrenhaus Romney Manor und sein unverfälschter Garten gehörten einst Sam Jefferson II, dem Ur-Ur-Großvater des 3. amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson. Als in den frühen 1700er-Jahren der Earl of Romney das Land erwarb, wurde es nach ihm benannt. Glanzstück des Gartens ist ein 400 Jahre alter Regenbaum. Die Anlage wird nicht nur wegen ihres Gartens sondern auch wegen der Caribelle Batik Factory besucht. Arbeiterinnen fertigen dort farbenfrohe Batikstoffe. In einem Shop werden Erinnerungsstücke angeboten.

Brimstone Hill Fortress National Park

In 243 Meter Höhe über dem Meeresspiegel liegt das UNESCO-Weltkulturerbe Brimstone Hill. Es ist die wichtigste und imposanteste historische Anlage der Insel. Angelegt wurde das gewaltige, fünfeckige Fort beginnend im Jahr 1690 von französischen Truppen. Ein Jahrhundert später wurde die Konstruktion von den Briten unter Zuhilfenahme von Sklaven abgeschlossen. Genutzt wurde die Zitadelle bis ins Jahr 1851. In jenem Jahr wurde die Festung aufgegeben. Prosaische Gemüter sprechen vom „Gibraltar der Karibik“. Im Jahr 1965 wurde mit der Renovierung des weitläufigen Forts begonnen. Heute ist sie Bestandteil eines National Parks. - Besucher sehen unter anderem die Quartiere der Offiziere, die Pulverkammern, das Hospital und die Küche. Der Zugang von den Parkplätzen ist mit einem gehörigen Anstieg verbunden. Rollstuhlfahrer kommen dort nicht weiter. Der Ausblick von der beeindruckenden Anlage ist wunderschön. An klaren Tagen sollen die etwa 100 Kilometer entfernten Inseln Montserrat, Saba und St. Maarten zu sehen sein. Im Jahr 2015 kostete der Eintritt 27 EC-Dollar, entsprechend 10 US-Dollar.

Sandstrände

Südöstlich von Basseterre liegt Frigate Bay. An sie schließt sich die schmale Halbinsel Southeast Peninsula an. Dort finden Urlauber die schönsten Sandstrände von St. Kitts; zum Beispiel Cockleshell Bay mit dem 3 Kilometer langen, feinweißen Korallenstrand. Dazu wird der Blick auf die Nachbarinsel Nevis und The Narrows, den beide Inseln trennenden Kanal, geboten.

St. Kitts Scenic Railway Tour

Auch die Schmalspurbahn ist eine der wesentlichen touristischen Anziehungspunkte der Insel. Gebaut wurde sie zwischen den Jahren 1912 und 1926, um Zuckerrohr von den Plantagen nach Basseterre zu transportieren. Die Gleise der ehemaligen Feldbahn folgen dem Küstenverlauf. Die doppelstöckigen Personenwagen, unten verglast, oben offen, fahren über viele Meilen durch ehemaliges Farmland. Dabei bieten sich hübsche Blicke auf den Regenwald, Strände und die vorgelagerten Inseln. Die Fahrgäste können zwischen dem oberen und unteren Waggonbereich wechseln. Jeder Wagen hat eine Bar und Toilette. Getränke, mit und ohne Alkohol, sind im Fahrpreis inbegriffen. Die zurückgelegte Streckenlänge beträgt circa 50 Kilometer. Die Dauer der Rundfahrt wird mit 3 Stunden angegeben. Die Strecke teilt sich in 18 Meilen mit der Bahn und 12 Meilen mit Bussen. Der Fahrpreis liegt bei etwa 100 US-Dollar.

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St. Kitts – Gut zu wissen

Einreisebestimmungen

Touristen aus Ländern der EU und der Schweiz reisen ohne Visum ein, sofern sie nicht länger als drei Monate im Land bleiben. Ein gültiger Reisepass und ein Rück- oder Weiterflugticket oder eine Schiffskarte reichen aus.

Ethnien

Im Land leben zu 90 Prozent Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Dazu kommen noch 5 Prozent Mulatten. Der Anteil der weißen Bevölkerung liegt bei verschwindenden 1 Prozent.

Klima

Die Inseln liegen im Tropengürtel. Die Trockenzeit liegt zwischen den Monaten Januar bis April. Die Regenzeit dauert von Mai bis Oktober. Jährlich werden circa 1.400 mm Niederschlag gemessen. Je nach Höhenlage variieren die Niederschläge. Zwischen August und Oktober können Hurrikane die Gegend heimsuchen.

Kreuzfahrtschiffe

St. Kitts und Nevis haben jeweils zwei Häfen. Cruiseliner legen im neuen Kreuzfahrtanleger von Port Zante in Basseterre an. Der Fähranleger nach Nevis liegt direkt daneben.

Sklaverei

Im Jahr 1700 wurde auf den Plantagen die Sklavenarbeit eingeführt. Die Anpflanzungen waren zuvor von Tabak auf Zuckerrohr umgestellt worden. Die Sklaverei wurde erst im Jahr 1834 aufgehoben. De facto blieb jedoch alles beim Alten, da die Landherren den 20.000 Sklaven kein Land zur Verfügung stellten.

Sprache

Die Hauptsprache ist Englisch. Außerdem wird Saint Kitts Creole gesprochen, ein Dialekt, der sich aus der Sprache der Leeward Caribbean-Kreolen und Englisch gebildet hat.

Verkehr

Auf den Inseln herrscht Linksverkehr. Für individuelle Touren bieten sich Mietwagen, Taxen und Minibusse an. Taxen findet man am Port Zante. Taxen haben kein Taxameter. Die Fahrpreise sind von der Regierung festgelegt. Es wird empfohlen, den Fahrpreis mit dem Fahrer vor Antritt der Fahrt auszuhandeln. Außerdem sollte hinterfragt werden, ob der Preis in US-Dollar oder East Caribbean Dollar gefordert wird. - Besucher, die selbst fahren möchten, benötigen eine Fahrerlaubnis für Touristen. Die erhält man bei der Polizei oder bei den Autovermietungen bei Vorlage einer gültigen Fahrlizenz. Achtung: Freilaufende Esel, Kühe, Schafe und Ziegen sind im Verkehr bevorrechtigt! Das ist kein Scherz.

Wirtschaft

St. Kitts war ursprünglich ein Agrarland. Der Anbau von Zuckerrohr und seine Verarbeitung rentierten noch bis etwa 1970. Danach verfielen die Erzeugerpreise endgültig, und die Zuckerverarbeitung wurde 2005 eingestellt. Das Land ist vor allem vom Tourismus abhängig. Die meisten Besucher kommen aus den Vereinigten Staaten. - Die Industrieproduktion ist eher bescheiden. Es wird mehr importiert als exportiert und an Dienstleistungen erbracht wird. Das jährliche Leistungsbilanzdefizit liegt bei über 100 Millionen US-Dollar.

 

St. Kitts – Land & Leute, Fakten

St. Kitts ist 37 Kilometer lang und maximal 8 Kilometer breit. Die Fläche beträgt 168 km². Das eher ovale Nevis bringt lediglich auf 93 km². Die schmale, drei Kilometer breite Meerenge „The Narrows“ trennt beide Inseln.

Offiziell heißt die Inselgruppe Federation of St. Christopher und Nevis. Die Föderation ist Mitglied im Commonwealth of Nations. Ein Generalgouverneur vertritt die englische Königin.

Die letzte Volkszählung fand im Jahr 2001 statt. Die Fortschreibung des Zensus ergibt für beide Inseln etwa 46.000 Einwohner. Von denen leben 13.000 in der Inselhauptstadt Basseterre. Die zweitgrößte Stadt ist Charlestown auf Nevis mit 1.700 Einwohnern.

Die offizielle Währung ist der East Caribbean Dollar (EC$). Nahezu überall wird der US-Dollar akzeptiert. Im Jahr 2015 entspricht ein EC$ in etwa 0,40 US$.

St. Kitts - Unser Fazit

Das Karibische Meer ist das Traumziel jener Menschen, die vor allem im Norden Europas und Amerikas leben. Im und entlang des Karibischen Meers finden sich viele wunderschöne Destinationen. St. Kitts hat gute geografische und klimatische Voraussetzungen, um Urlauber aus nördlichen Regionen zu empfangen und zu erfreuen.

Mit Kreuzfahrtschiffen anreisende Tagesgäste finden im karibischen Raum sicherlich ein paar noch schönere Inseln, noch spektakulärere Ausblicke auf Vulkanberge und tropische Wälder, noch bessere Strände. St. Kitts‘ wesentlicher Vorteil ist, dass der Pauschaltourismus die Insel noch nicht „gekapert“ hat. Auch in der Hauptsaison wirkt St. Kitts wesentlich ursprünglicher als die überlaufenen Karibikinseln vom Schlag St. Lucia oder Sint Maarten / Saint Martin. Ein individuell gestalteter Tag auf St. Kitts ist jedoch kein verlorener Tag; es gibt allerhand zu entdecken und die Einwohner der Insel sind ebenso freundlich und zuvorkommend wie anderswo in der Karibik.


Autor: Karl W. P. Beyer


 

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